Führung wird in der heutigen Zeit als immer komplexer werdend dargestellt. Das mögen manche so erleben. Ich kann es in gewisser Weise nachvollziehen, wenn ich sehe, was Führungsverantwortlichen alles empfohlen wird, was unbedingt zu beherzigen sei, wenn man wirkungsvoll führen will. Der überwiegende Teil diese Empfehlungen sind bloße Ratschläge. Ratschläge sind auch Schläge. Das gebe ich zu bedenken und empfehle jedem, der Führungsverantwortung trägt, sich nicht von falschen Ratgebern beeinflussen zu lassen.

Führung wird aber auch als zeitraubend oder zumindest zeitaufwändig dargestellt. Das ist aus meiner Sicht nur dann der Fall, wenn man methodisch an die Sache heranzugehen versucht. Führung eignet sich nicht für methodisches Abarbeiten. Führung hat auch nichts mit „Führungstechnik“ zutun. Nichts ist zeit-, energie- und motivationsraubender als die Anwendung von Führungsmethoden, die denen nicht helfen, die geführt werden. Die Menschen, die man direkt führt, die an einen berichten, brauchen dasselbe wie ich: Orientierung. Ich bekomme davon am meisten, wenn ich frage, wie man mich als Führender haben will. Die Geführten bekommen am meisten davon, wenn ich sage, was ich will, und damit Freiträume gebe und Grenzen abstecken.

Führen, oder Leadership, heißt nichts anderes, als dafür zu sorgen, dass andere erfolgreich werden oder – wenn sie es schon sind – erfolgreich bleiben. Führung ist weder eine Frage von einem bestimmten Zeitinvestment noch eine besonderer Methoden, wie man sie zuhauf in wenig hilfreichen Büchern findet. Führung ist einzig und allein die Frage einer guten Führungsbeziehung mit fokussierter Ergebnisausrichtung und nicht zu überbietender Klarheit.

Man muss die Dinge so tief sehen, dass sie einfach werden. Das heißt konkret: Wer wird geführt? Nennen wir diese Menschen abgrenzungsweise „Handlungsverantwortliche“, weil Führende „Führungsverantwortliche“ sind. Was will ich als Führungsverantwortlicher? Die Antwort sollten die an mich berichteten Handlungsverantwortlichen kennen. Falls nicht, habe ich dringend etwas nachzuholen und für Klarheit zu sorgen. Fakten sparen Zeit, Vermutungen rauben sie.

Führung ist eine Form von Dienstleistung. Nehmen wir an, dass ich von den Handlungsverantwortlichen Engagement, Zuverlässigkeit und Professionalität erwarte, natürlich auch, dass sie Ergebnisse erreichen, die als Ziele vorformuliert werden. Dies vorausgesetzt, stellt sich nur eine Frage an die Handlungsverantwortlichen: „Wie stellen sich diese meine Führung vor?“ Oder anders gesagt: Was braucht der oder die Einzelne von mir, um meine Ansprüche erfüllen zu können? Konkret, nicht in Allgemeinplätzen. Dabei wird sich abzeichnen, dass die Bedürfnisse recht unterschiedlich ausfallen können. Ganz einfach, weil jeder Mensch ein Individuum ist, so einzigartig wie sein Fingerabdruck.

Wenn unter den Vorstellungen der Befragten Punkte sind, die ich erfüllen kann, bedarf es keiner weiteren Diskussion. Es genügt vollkommen, wenn ich mich daran ausrichte. Wenn unter den Führungserwartungen Punkte sind, die ich nicht erfüllen kann, so sage ich es offen und begründe, warum. Dasselbe mache ich, wenn ich bestimmte Punkte nicht erfüllen will. Auf dieser Basis treffe ich die Führungsbeziehung pflegende Vereinbarungen. Ich halte mich als Führender an meine Zusagen. Ich erwarte, dass die Geführten sich an ihre Zusagen halten. Verbindlichkeit und Vertrauen sollten in dem Rahmen selbstverständlich sein.

Effektive und effiziente Führung, und damit zeitsparende wirkungsvolle Führung, wird möglich, wenn die zwischenmenschliche Atmosphäre zwischen Handlungs- und Führungsverantwortlichen stimmt und im Übrigen die gegenseitigen Erwartungen klar sind. Was Führungsverantwortliche am dringendsten benötigen, um dahin zu kommen, ist Aufmerksamkeit und Einführungsvermögen um die Handlungsverantwortlichen mit ihren Themen, Interessen, Erwartungen, Motiven und Potenzialen zu verstehen. Genau hinsehen. Genau zuhören.

An die zweite Stelle der Führungsvoraussetzungen kommt Klarheit im Senden von Botschaften, das heißt, klar sagen, was ich will und ebenso klar fragen, wie und wo ich den jeweiligen Direct Report darin unterstützen kann, meine Erwartung zu erfüllen. Führung kann so einfach sein, wenn man den Schnörkel von Führungstechniken ignoriert und auf gegenseitig wertschätzende Kommunikation setzt.

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